Widerstand wird sichtbar! |
Am Tag der Verkündung des neuen Mietspiegels und der Besetzung eines größtenteils leerstehenden GSW-Hauses an der Schlesischen Straße kamen über 200 interessierte Bewohnerinnen und Bewohner aus gefährdeten Kiezen nicht nur aus Kreuzberg 61, auch aus SO 36, aus Friedrichshain, aus Neukölln selbst aus Moabit und Steglitz in die Passionskirche. Die verschiedenen Problemfelder, wie Umwandlung in Eigentum, Luxusmodernisierung und Verdrängung durch gewerbliche Wohnungsnutzung wurden von mehreren "Wem gehört Kreuzberg?"-Aktivisten erläutert, aber auch die wirtschaftlichen und sozialpolitischen Hintergründe aufgezeigt. Der Ernst der Lage und die Notwendigkeit eines solidarischen Gegensteuerns wurde dabei mehr als deutlich, aber auch die Bereitschaft vieler, den Widerstand aktiv zu unterstützen. Einigen wurde sicherlich erst an diesem Abend klar, dass und wie auch sie betroffen sind. Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden Ideen gesammelt, wie man auf den unterschiedlichen Ebenen (Parteipolitik, juristische Schritte, ziviler Ungehorsam) tätig werden kann und muss. Klar wurde, dass der notwendige Druck nur durch die Bildung einer starken ausserparlamentarischen Bewegung in den Kiezen, den Städten und dem Bund entstehen kann. Die hierfür dringend notwendige Vernetzung in Berlin ist bereits auf einem guten Weg. Dass ein Vertrauen in die etablierten Parteien beim Thema Miete und Wohnen nicht mehr vorhanden ist, war nicht zu überhören. Was die auch anwesenden Vertreter dieser Parteien nicht beglückte. Das nächste Plenum von "Wem gehört Kreuzberg?", bei dem die nächsten Schritte besprochen und geplant werden, findet am Mittwoch, den 8.6.2011 um 19:00 Uhr im Wasserturm Kreuzberg in der Fidicinstraße statt. Das positivste zum Schluß: nach langen Jahren verspürten viele wieder den kämpferischen Geist und das Wir-Gefühl, das Kreuzberg in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts geprägt hat. Eine Anwohnerin brachte es auf den Punkt: "Ich bin froh, dass es hier noch so viele normale Menschen gibt und nicht nur Geldgesichter."
|